Sollst du auf Markting "Experten" hören?

Wenn du als Künstler°in oder im kreativen Bereich unterwegs bist, stellt sich irgendwann die Frage: Soll ich auf das hören, was sogenannte Marketing-Expert°innen empfehlen? Macht das Sinn für mich – oder vielleicht sogar gerade nicht?

Genau darüber haben wir gestern im ersten art!up | Café gesprochen. Ich sitze gerade wieder hier, online natürlich, in meiner gemütlichen Café-Kulisse – ihr seht im Hintergrund das Café Central in Wien – und nehme euch heute mit in einen Gedanken, der dort sehr lebendig diskutiert wurde.

[Du kannst diese Folge hier als Podcast 🎧 hören]

Das art!up | Café ist ein Ort zum Kennenlernen. Ein lockerer Austausch, ohne Agenda. Einige Teilnehmer°innen waren gestern dabei – Künstler°innen aus ganz verschiedenen Sparten – und haben die Gelegenheit genutzt, mich und art!up kennenzulernen und über ihre Themen zu sprechen.

Und ein Thema, das gleich mehrere von ihnen beschäftigt hat, möchte ich heute für dich aufgreifen: Marketing für Künstler°innen – und speziell der Rat, man solle sich fokussieren und spezialisieren.

Hier also die "Experten" Ratschläge, die die teilnehmenden Künstler°innen schon mal gehört haben und mit denen sie so ihre Schwierigkeiten hatten:

Marketing-Ratschlag = Irrtum No 1:

Du darfst keinen Bauchladen haben

Ein Teilnehmer erzählte, er habe gehört: "Du sollst keinen Bauchladen haben." Also nicht Pizza, Schnitzel und Kebab gleichzeitig anbieten. Sondern dich auf eine Sache spezialisieren, dafür bekannt werden – und das sei dann dein Schlüssel zum Erfolg.

Ein verständlicher Gedanke. Und ja – diesen Rat habe auch ich in meinen ersten Jahren als Coach und Berater gegeben. Weil er im Grundsatz ja stimmt: Wer sich fokussiert, hat die Möglichkeit, in dem einen Bereich exzellent zu werden – und genau dafür bekannt zu sein. Das funktioniert.

Aber: Es funktioniert nicht für alle.

Viele der Künstler°innen, mit denen ich gearbeitet habe – und auch gestern einige Teilnehmer°innen im Café – erleben genau diesen „Fokus“-Gedanken als Blockade. Vor allem dann, wenn sie vielfältig interessiert sind. Wenn sie sich in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen zuhause fühlen. Wenn sie nicht eine Sache machen wollen – sondern mehrere.

Und ich erinnere mich gut an eine Künstlerin, mit der ich eine Zeit lang im Coaching gearbeitet habe. Sie war Grafikerin und stellte sehr schöne Druckprodukte her. Gleichzeitig lernte sie Gitarre und beschäftigte sich mit Musik. Sie dachte, sie müsse sich entscheiden – müsse sich voll auf die grafische Arbeit konzentrieren.

Doch immer wenn sie zur Gitarre griff oder sich mit etwas anderem künstlerisch beschäftigte, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Ein innerer Druck entstand. Und schließlich – nichts mehr. Sie prokrastinierte. Kam nicht mehr weiter.

Wir haben dann im Coaching eine andere Lösung gefunden: Sie erlaubte sich, ihre Interessen ernst zu nehmen. Und fand einen Rhythmus, in dem sie beides leben konnte. Das eine wurde zum „Lockerungstraining“ fürs andere. Sie wurde entspannter – und in ihrer grafischen Arbeit sogar besser.

Genau das erzählten mir auch andere Künstler°innen gestern: Wenn sie sich zu sehr auf eine Sache festlegen, verlieren sie die Freude. Es geht ihnen schlechter, die Energie sinkt.

Deshalb: Ja – Fokussierung kann hilfreich sein. Aber nur, wenn sie zu deiner Persönlichkeit passt. Sonst wird sie zum Hemmschuh.

Was kannst du also tun?

Drei mögliche Wege:

Zulassen:

Du darfst verschiedene Dinge machen. Du darfst dich in mehreren Bereichen ausdrücken. Wenn das dein Wesen ist – steh dazu. Es ist kein Fehler, sondern Teil deines Profils.

Sequenziell arbeiten:

Wenn du mehrere künstlerische Felder ernsthaft betreibst – zum Beispiel bildende Kunst und Musik – dann arbeite projektweise. Sag dir: „Jetzt arbeite ich an meinem Album. Danach nehme ich mir Zeit für meine nächste Ausstellung.“ Plane im Voraus, gib jedem Projekt Raum.

Integration:

Wenn du wirklich in mehreren Feldern tätig bist und beide als Teil deiner künstlerischen Identität siehst, dann mach genau das zu deinem Alleinstellungsmerkmal. Nicht entweder – sondern beides. Und das in einer klaren, authentischen Form. Wie das konkret gehen kann, entwickle ich mit Künstler°innen oft im Einzelcoaching: Welche Botschaft verbindet alles, was du tust? Wie kannst du das zeigen?

Marketing-Ratschlag = Irrtum No 2:

Die Menschen wollen wissen, was für SIE drinnen ist

Ein zweites Thema, das gestern aufkam: Die Behauptung: "Niemand interessiere sich für DICH – sondern alle nur für sich selbst."

Du musst, so sagen es manche Marketing-Leute, ausschließlich den „Mehrwert für deine Kund°innen“ kommunizieren:

"Was hat die Person davon, dass es dich gibt?"

"Was hat sie von deiner Arbeit?"

"Welches Problem löst du?"

Ganz ehrlich? Das ist völliger Unsinn – zumindest im künstlerischen Kontext.

Natürlich interessieren sich Menschen für Kunst, für Theater, für Musik. Natürlich interessieren sie sich für dich. Es gibt Interviews mit Künstler°innen, es gibt Starkult, es gibt Neugier und Faszination – nicht nur fürs Werk, sondern für die Menschen, die dahinter stehen.

Also bitte: Lass dir nicht einreden, du wärst unwichtig. Dass sich niemand für dich interessiert. Dass du dich „unsichtbar“ machen musst hinter dem Nutzen für andere. Das Gegenteil ist der Fall: Deine Persönlichkeit, dein Ausdruck, dein Warum – das interessiert Menschen. Vor allem in Kunst und Kultur.

Marketing-Ratschlag = Irrtum No 3:

Du musst ein Problem deiner Zielgruppe lösen

Und dann kam noch dieser Klassiker: "Du musst ein Problem deiner Zielgruppe lösen." Auch das – aus dem klassischen Marketing übernommen – führt bei vielen Künstler°innen zu innerer Verwirrung.

Denn: Welches „Problem“ löst du mit deiner Kunst? Dass jemand eine leere Wand hat? Das jemand vor einer leeren Bühne sitzt? Dass jemand dringen seine Ohren mit Musik befüllt haben muss?

Nein. Kunst löst keine Probleme. Kunst stillt ein Bedürfnis.

Nach Schönheit. Nach Tiefe. Nach Wahrhaftigkeit. Nach Irritation. Nach Erkenntnis. Nach Resonanz.

Genau das ist dein Auftrag: Menschen zu berühren. Resonanzräume zu öffnen. Nicht: Probleme zu lösen.

Ein Musikstück, das etwas in uns anklingen lässt. Ein Bild, das etwas in uns auslöst. Ein Bühnenmoment, der unser Innerstes berührt. Das ist es. Das ist dein „Angebot“.

Deine Aufgabe ist es, dein künstlerisches Arbeiten so sichtbar zu machen, dass die Menschen, für die es gemeint ist, dich auch finden. Die anderen – die sich nicht angesprochen fühlen – sind nicht deine Zielgruppe. Und das ist vollkommen in Ordnung.

Wenn du also hörst: „Du musst ein Problem lösen“ – dann vergiss das. Du darfst etwas viel Größeres tun: In Resonanz treten. Und das ist etwas zutiefst Persönliches, Echtes – und zutiefst künstlerisches.

All das sind Themen, über die ich noch lange sprechen könnte. Aber für heute soll dieser Impuls genügen. Lass dich nicht verrückt machen. Du musst keine Regeln befolgen, die nicht zu dir passen. Du musst keine Sprache übernehmen, die dich einengt.

Hier also die Zusammenfassung der heutigen Episode - unsere heutigen 3 Impulse:

1. Fokussierung ist kein Dogma – sie muss zu dir passen.

Wenn du vielfältig interessiert bist, darfst du das auch leben. Zwing dich nicht zu künstlicher Spezialisierung, wenn sie dich blockiert. Dein künstlerischer Ausdruck darf facettenreich sein.

2. Marketing braucht Menschlichkeit – nicht nur Nutzenversprechen.

Menschen interessieren sich nicht nur für „den Mehrwert“, sondern für dich. Deine Haltung, deine Geschichte, dein Warum – all das ist Teil dessen, was Kunst berührend macht.

3. Du löst kein Problem – du stillst ein Bedürfnis.

Kunst wirkt, weil sie Resonanz erzeugt. Sie stillt Sehnsucht, schafft Verbindung, rührt an. Wer sich angesprochen fühlt, wird bleiben – alle anderen dürfen getrost weitergehen.

Wenn du Lust hast, beim nächsten art!up | Café mit dabei zu sein, dann melde dich hier an:

www.art-up.coach/cafe

Ich biete es zumeist zweimal im Monat an – kostenlos, unverbindlich, in entspannter Runde - mit Zeit für Austausch, Fragen und ein echtes Kennenlernen.

Bring gerne Kaffee und Kuchen mit – und deine Fragen. Und vielleicht auch dein aktuelles Thema. Wer weiß – vielleicht wird daraus der nächste art!up | Impuls.

Ich freu mich auf dich!

Bis bald,

Peter

 

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