Warum es unfair ist, wenn du zu wenig Honorar verlangst

Fällt es dir schwer, für deine künstlerische und kreative Arbeit ein angemessenes Honorar zu verlangen? 

Oder bist du dir überhaupt unsicher, wie viel du verlangen kannst bzw. verlangen sollst?

Dann ist der heutige Beitrag für dich gemacht 😉

Folgendes E-Mail habe ich diesbezüglich von Dana bekommen:

Lieber Peter,

danke für deinen Blog und für das Angebot auf deiner Website, dir einfach Fragen zu stellen und so quasi ein Null-Euro-Coaching in Anspruch zu nehmen!

Gerne mache ich das und meine Frage wäre folgende: ein Punkt, an dem ich immer wieder größte Schwierigkeiten habe, ist der: ich weiß einfach nicht, wie viel ich für meine Arbeit verlangen soll. Ich bin Grafikerin und zeichne sehr gerne, allerdings studiere ich auch noch und habe einen Teilzeit-Job in einer Rezeption.

Vielen Leuten gefallen meine Designs und meine Bilder und ich bekomme immer wieder Anfragen. Meistens aber von Menschen, die selber nicht sehr viel Geld haben, Freiberufler oder kleine Agenturen, die nicht sehr viel zahlen können.

Andererseits brauche ich im Moment auch nicht so viel Geld, ich wohne mit meinem Freund in einer sehr kleinen Wohnung und verdiene ohnehin mit meinem Job, in dem nicht viel zu tun ist und ich sogar hin und wieder für mich zeichnen kann.

Ich bin mir dann immer total unsicher, wenn ich gefragt werde, was ich für eine bestimmte Zeichnung oder ein Design haben möchte. Meistens verlange ich so wenig, dass ich hinterher ein schlechtes Gefühl habe und mir denke: du hast dich zu billig verkauft. Andererseits, wenn ich mehr verlange, habe ich den anderen gegenüber ein schlechtes Gefühl und denke mir: die haben ja auch nicht so viel Geld.

Wie kann ich also wissen, was ich verlangen soll?

Danke Dana für die Frage!

Ich bin sicher, das wird ganz viele andere Künstler°innen und kreative Menschen auch interessieren, ich weiß, dass viele mit diesem Thema kämpfen. In meinem Online-Kurs habe ich daher ein ganzes Kapitel der Frage, wie du den Wert deiner Arbeit berechnen kannst, gewidmet.

Aber hier ist es jetzt einmal gar nicht so wichtig, zu wissen, wie du diese Berechnung durchführen kannst, sondern überhaupt einmal einen Blick auf das Thema zu werfen und deine eigene Perspektive dazu zu überdenken. Dabei gibt es mehrere Punkte, die mir auffallen:

Deine Einstellung zu Wert und Geld

Zum einen sehe ich deine prinzipielle Einstellung zu Geld und finanziellem Wert. Da kommt mir vor, dass du von der Einstellung ausgehst, dass Geld eine begrenzte Ressource ist und dass immer dann, wenn du Geld bekommst, du es quasi jemand anderem „wegnimmst“.

Es ist kein Wunder, dass du so denkst, sehr viele Menschen denken so, vor allem diejenigen, die gewohnt sind, mit wenig Geld auszukommen. Es ist also kein Fehler, dass du so denkst - aber es ist falsch. Es ist eine falsche Annahme.

Es ist nicht so, als würden 5 Äpfel auf dem Tisch liegen, und wenn du 2 davon nimmst, haben die anderen nur mehr 3. So lernen wir das in der Schule im Mathematikunterricht, aber so funktioniert einfach die Welt des Geldes nicht.

Geld wird ununterbrochen neues gedruckt, bzw. nicht einmal gedruckt, sondern einfach nur „erfunden“: als Zahlen, in irgendwelchen Computern. Es ist genug Geld vorhanden, aber es kommt nicht genug davon in dem Ambiente an, in dem du dich befindest, in dem du lebst und arbeitest.

Geld allein hat keinen Wert

Geld ist per se nicht gut oder schlecht, es ist einfach nur eine Form, in der ausgedrückt wird, was bestimmte Dinge wert sind. Es vereinfacht den Austausch von Waren und Leistungen. Wenn diejenigen, die dir Aufträge geben, selbst zu wenig Geld haben, dann deshalb, weil sie selbst genau dem selben Denkfehler aufsitzen wie du und ihrerseits Schwierigkeiten haben, ausreichend für ihre Arbeit zu verlangen.

Natürlich kannst du an dieser Einstellung der anderen nichts ändern - jedenfalls ist das die Prämisse, von der ich immer ausgehe: ändern kann ich nur mich selbst und mein eigenes Verhalten. Aber damit ist schon viel getan, sehr viel getan.

Gehe also nicht davon aus, was du denkst, dass die anderen dir geben können, oder was sie sich leisten können, sondern gehe davon aus, was deine Arbeit wert ist - und suche dir Kunden, die diesen Wert bezahlen können und wollen - weil sie selbst ihre eigene Arbeit ebenfalls zu einem angemessenen Preis anbieten.

ODER überzeuge deine vorhandenen Kunden, dass deine Arbeit eben tatsächlich das wert ist, was du verlangst - das ist meist gar nicht so schwierig, wie du denkst, versuche es einfach! Wenn etwas mehr kostet, ist es uns auch meistens mehr wert. Das klingt seltsam, lässt sich aber oft beobachten. In einem späteren Artikel werde ich einmal erklären, wie die Psychologie dahinter ist, das würde hier zu weit führen.

Fest steht:

Geh nicht davon aus, was du denkst, dass die anderen bezahlen können oder wollen - sondern gehe davon aus, was du denkst, dass deine Arbeit wert ist.

Was ist deine Arbeit wert?

Auch hier sehe ich in dem, was du schreibst, einen Denkfehler: Du scheinst von dem auszugehen, was du selbst zum Leben brauchst. Und da du - zur Zeit - nur wenig brauchst, denkst du, es ist gerechtfertigt, auch nur wenig zu verlangen. Oder besser gesagt: es wäre nicht gerechtfertigt, mehr zu verlangen. 

Und genau das ist der Irrtum!

Die Überlegung, davon auszugehen, was du zum Leben brauchst, um zu berechnen, was deine Arbeit wert ist, ist gar nicht so schlecht, de facto ist das auch der Ansatz, den ich in meinem Kurs vorstelle.

ABER: der Irrtum ist, davon auszugehen, was du JETZT brauchst. Du studierst, du hast einen Mini-Job, du lebst billig. Wirst du immer so leben wollen? Oder hast du andere Träume und Perspektiven? Ich hoffe schon!

(Falls nicht, sei beruhigt, es wird zu diesem Thema auch bald eine Folge von mir geben).

Welche Perspektive hast du für dein künstlerisches Leben?

Wenn deine Perspektive also eine andere ist, als das Leben, das du gerade führst (auch wenn du dieses derzeitige Leben liebst) - was würde dieses Leben kosten? Und zwar dann, wenn du alles an diesem Leben alleine finanzieren müsstest - durch deine künstlerische Arbeit? Wenn das der Fall sein soll, dann wirst du höchstwahrscheinlich andere Honorare verlangen müssen, als du es derzeit tust.

Und du KANNST auch andere Preise verlangen, und zwar deshalb, weil du dann, wenn du so denkst, ein Profi bist - eine professionelle Grafikerin, deren Arbeiten diese Preise wert sind.

Denn dies ist der wichtigste Punkt, den ich dir zu diesem Thema mitgeben möchte:

Denke wie ein Profi 👉  denke professionell

Du bist nicht erst DANN ein Profi, wenn du von deiner Arbeit leben kannst - auch wenn das die landläufige Meinung ist. Sondern: Du bist ein Profi, sobald du dich entschieden hast, deine künstlerische / kreative Laufbahn professionell anzugehen - selbst wenn du in dem Moment der Entscheidung noch keinen einzigen Auftrag hast, und schon gar keinen gut bezahlten.

Von deiner Arbeit leben zu können und angemessene Preise für sie zu erhalten ist eine FOLGE deiner professionellen Einstellung - nicht die Voraussetzung!

Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass du deine Arbeiten, die Aufträge die du bekommst und diejenigen die du dir selbst gibst (auch dazu später einmal mehr), tatsächlich mit vollem Einsatz und unter dem Gesichtspunkt der Professionalität durchführst.

Es geht hier nicht darum, etwas zu faken, etwas vorzugeben, was du dann gar nicht liefern möchtest - sondern es geht darum, unsere Sicherheit, Selbstsicherheit, unseren professionellen Blickwinkel nicht aus der - noch nicht so glänzenden - Gegenwart oder Vergangenheit, sondern aus der Zukunft zu beziehen - aus dem, was wir sein wollen, aus der Professionalität, auf die wir uns zubewegen wollen, an der wir Tag für Tag arbeiten.

Deshalb ist es unfair, zu wenig Honorar zu verlangen: 
und zwar auch gegenüber deinem Auftraggeber!

Unter diesem Gesichtspunkt ist es unfair, zu wenig Honorar zu verlangen, und zwar erstens dir selbst und deinem professionellen Anspruch gegenüber, dann selbstverständlich auch anderen Künstler°innen und Kreativen gegenüber (!), vor allem aber auch deinen Auftraggebern gegenüber: weil du damit nicht nur deine eigene Arbeit abwertest - sondern auch weil du das abwertest, was die anderen von dir bekommen: egal wie gut deine Arbeit sein mag, indem du zu wenig verlangst, haben sie eben nur etwas Billiges bekommen und nicht etwas Hochwertiges (im wörtlichen Sinn).

So, wie du dich selbst freust, wenn du dir einmal etwas Tolles, Extravagantes leisten kannst - so sollen auch die anderen die Freude haben, sich einmal dich und deine tolle, außergewöhnliche Arbeit leisten zu können.

Das hat nichts Hochmütiges und Selbstüberschätzendes an sich, es ist ein Ausdruck und ein Statement deiner eigenen ernsthaften, professionellen Sicht- und Arbeitsweise, dessen was du tust und was du anbietest.

Wie seht Ihr das?

Wie geht es euch mit dem was ihr tut und den Preisen um die ihr eure Arbeit anbietet?

Welcher Aspekt aus meinem Beitrag hat euch überrascht, bestätigt und auch wirklich weiter geholfen - und vor allem: was davon werdet ihr gleich heute oder bald schon in die Praxis umsetzen?

Ich bin gespannt, von euch zu hören!

Dein & Euer

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